Heute vor 92 Jahren verstarb James Simon
James Simon, geboren am 17. September 1851 in Berlin, war ein herausragender deutscher Unternehmer und Kunstmäzen in der wilhelminischen Ära. Er entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, die sich durch den Baumwollhandel einen Namen machte. Nach dem Tod seines Vaters führte er das Familienunternehmen erfolgreich weiter und war für seine Zeit als einer der „Baumwollkönige“ bekannt.
Simon lebte mit seiner Familie in einer prächtigen Villa in der Tiergartenstraße 15a in Berlin, die als eine der vornehmsten Adressen der Stadt galt. Diese Villa, ein kulturelles Zentrum voller Kunstwerke und Antiquitäten, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört; heute steht auf dem Grundstück die Landesvertretung Baden-Württembergs.
Als Kunstmäzen trug Simon erheblich zur Bereicherung der Berliner Museen bei und finanzierte wichtige archäologische Projekte, wie die Ausgrabungen in Ägypten, bei denen die berühmte Büste der Nofretete entdeckt wurde. Diese und weitere Kunstschätze schenkte er später den Berliner Museen.
Sein soziales Engagement war ebenso bemerkenswert. Simon gründete und unterstützte zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen, errichtete Volksbäder und Krankenhäuser und förderte Bildungsinitiativen für Bedürftige. Trotz seines umfangreichen Engagements legte Simon Wert darauf, im Hintergrund zu bleiben. Seine Mitgliedschaft und Tätigkeit in der Deutschen Gesellschaft für Volksbäder ist erst in den letzten Jahren aufgefallen. Dort arbeitete er mit dem Mediziner Oscar Lassar eng zusammen.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und der einsetzenden antisemitischen Diktatur wurden Simons Verdienste und sein Name aus der Öffentlichkeit systematisch entfernt. Eine zu seinen Ehren angebrachte Inschrift am Neuen Museum, die seine Schenkungen würdigte, wurde beseitigt, ebenso wie alle anderen öffentlichen Erinnerungen an ihn. Dies markierte den Beginn einer systematischen Verdrängung und Entehrung jüdischer Bürger und ihrer Beiträge zur deutschen Kultur und Gesellschaft unter dem Nationalsozialismus.
James Simon starb am 23. Mai 1932 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee beigesetzt. Seine Beerdigung war ein letztes Zeichen des Respekts für einen Mann, der trotz des wachsenden Antisemitismus seiner Zeit eine bedeutende kulturelle und soziale Rolle in Berlin spielte. Nach dem Krieg und dem Ende des Nationalsozialismus begann eine langsame Wiederentdeckung und Würdigung seiner Leistungen. Heute erinnert die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel an sein Erbe.