Kategorie: Allgemein
Michael Metze23.05.2024.
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Heute vor 92 Jahren verstarb James Simon
James Simon, geboren am 17. September 1851 in Berlin, war ein herausragender deutscher Unternehmer und Kunstmäzen in der wilhelminischen Ära. Er entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, die sich durch den Baumwollhandel einen Namen machte. Nach dem Tod seines Vaters führte er das Familienunternehmen erfolgreich weiter und war für seine Zeit als einer der „Baumwollkönige“ bekannt.
Simon lebte mit seiner Familie in einer prächtigen Villa in der Tiergartenstraße 15a in Berlin, die als eine der vornehmsten Adressen der Stadt galt. Diese Villa, ein kulturelles Zentrum voller Kunstwerke und Antiquitäten, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört; heute steht auf dem Grundstück die Landesvertretung Baden-Württembergs.
Als Kunstmäzen trug Simon erheblich zur Bereicherung der Berliner Museen bei und finanzierte wichtige archäologische Projekte, wie die Ausgrabungen in Ägypten, bei denen die berühmte Büste der Nofretete entdeckt wurde. Diese und weitere Kunstschätze schenkte er später den Berliner Museen.
Sein soziales Engagement war ebenso bemerkenswert. Simon gründete und unterstützte zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen, errichtete Volksbäder und Krankenhäuser und förderte Bildungsinitiativen für Bedürftige. Trotz seines umfangreichen Engagements legte Simon Wert darauf, im Hintergrund zu bleiben. Seine Mitgliedschaft und Tätigkeit in der Deutschen Gesellschaft für Volksbäder ist erst in den letzten Jahren aufgefallen. Dort arbeitete er mit dem Mediziner Oscar Lassar eng zusammen.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und der einsetzenden antisemitischen Diktatur wurden Simons Verdienste und sein Name aus der Öffentlichkeit systematisch entfernt. Eine zu seinen Ehren angebrachte Inschrift am Neuen Museum, die seine Schenkungen würdigte, wurde beseitigt, ebenso wie alle anderen öffentlichen Erinnerungen an ihn. Dies markierte den Beginn einer systematischen Verdrängung und Entehrung jüdischer Bürger und ihrer Beiträge zur deutschen Kultur und Gesellschaft unter dem Nationalsozialismus.
James Simon starb am 23. Mai 1932 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee beigesetzt. Seine Beerdigung war ein letztes Zeichen des Respekts für einen Mann, der trotz des wachsenden Antisemitismus seiner Zeit eine bedeutende kulturelle und soziale Rolle in Berlin spielte. Nach dem Krieg und dem Ende des Nationalsozialismus begann eine langsame Wiederentdeckung und Würdigung seiner Leistungen. Heute erinnert die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel an sein Erbe.
Michael Metze24.04.2024.
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Die Deutsche Gesellschaft für Volksbäder, gegründet am 24.April 1899, war eine historisch bedeutsame Organisation in Deutschland. Ihr Hauptziel war die Förderung des Baus und Betriebs öffentlicher Badeanstalten, insbesondere in städtischen Gebieten. Dies war eine Antwort auf die mangelnden Hygienebedingungen und die geringe Verfügbarkeit von Badeeinrichtungen für die breite Bevölkerung im 19. Jahrhundert.
Vor genau 125 Jahren wurde Sie auf Anregung des Berliner Vereins für Volksbäder im Reichs Gesundheitsamt gegründet. Der Initiator war der Berliner Hautarzt Prof. Dr. Oscar Lassar.
Im Kontext der industriellen Revolution und der damit einhergehenden Urbanisierung litten viele Städte unter schlechten Wohnverhältnissen. Die Arbeiterschicht hatte oft keinen Zugang zu adäquaten Sanitäranlagen. Die Deutsche Gesellschaft für Volksbäder trug dazu bei, diese Situation zu verbessern, indem sie den Bau von öffentlichen Bädern unterstützte, die für alle Bevölkerungsschichten zugänglich waren. Diese Bäder boten nicht nur Möglichkeiten zur Körperreinigung, sondern wurden auch zu sozialen Treffpunkten.
Die Tätigkeit der Gesellschaft war auch Teil einer größeren Bewegung zur Förderung der öffentlichen Gesundheit und Hygiene in Deutschland. Ihre Bemühungen halfen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Körperhygiene zu schärfen und trugen zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Städten bei.
Die Geschichte und der Einfluss der Deutschen Gesellschaft für Volksbäder sind ein wichtiges Element in der Entwicklung der städtischen Infrastruktur und des öffentlichen Gesundheitswesens in Deutschland.
Eine detaillierte geschichtliche Darstellung der Deutschen Gesellschaft für Volksbäder ist bei Interesse über unser Kontaktformular erhältlich. Dieses Dokument wird Ihnen als PDF-Datei zugesendet. Neben der umfassenden Historie beinhaltet die Datei auch ein vollständiges Mitgliederverzeichnis, das Namen, Adressen sowie berufliche Tätigkeiten bzw. gesellschaftliche Positionen der Mitglieder umfasst. Die etwa 1600 Einträge sind zur leichteren Suche sowohl nach Namen als auch nach Adressen systematisch geordnet.
Michael Metze12.03.2024.
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Das ruhende Mädchen aus dem Stadtbad Lichtenberg
Am kommenden Mittwoch den 13. März 2024 jährt sich zum 65. Mal der Todestag von Karl Trumpf, einem Bildhauer, dessen Werk und Einfluss auf die Kunstwelt auch heute noch spürbar sind. Geboren in einer Zeit des kulturellen Umbruchs, verstand es Trumpf meisterhaft, die Strömungen seiner Epoche in seinen Skulpturen zu verarbeiten und zugleich zeitlose Fragen der Menschlichkeit und Ästhetik zu stellen.
Karl Trumpf erblickte am 3. Januar 1891 in Berlin das Licht der Welt. Bereits im Alter von acht Monaten, nachdem er seine Eltern verloren hatte, fand er bei einem Bergmann in Gräfenhainichen ein neues Zuhause. Mit vierzehn Jahren begann er in der Lutherstadt Wittenberg eine Lehre im Steinmetzhandwerk. Schon früh zeigte sich sein ausgeprägtes Talent für die Bildhauerei, welches er durch das Anfertigen erster Steinfiguren zum Ausdruck brachte. Ab dem Jahr 1908 zog es ihn in die Ferne; er ging auf Wanderschaft und sammelte als Steinbildhauer auf diversen Baustellen Erfahrungen. Trotz der anstrengenden Arbeit am Tage, besuchte er Abendschulen, um sich das nötige Wissen anzueignen und sparte gleichzeitig mit großer Mühe Geld, um ein Studium an den staatlichen Kunstakademien in Berlin und München finanzieren zu können – und dies alles aus eigener Kraft. Im Sommersemester 1913 immatrikulierte er sich an der Königlichen Akademischen Hochschule für bildende Künste in Charlottenburg, Berlin, wo er die Klasse für Perspektive unter Wilhelm Herwarth und den Kunstgeschichte-Kurs bei Georg Gallend belegte. Im Mai 1914 setzte er sein Studium an der Staatlichen Kunstakademie in München fort und wurde in die Bildhauerklasse von Erwin Kurz aufgenommen, einem Schüler von Adolf von Hildebrand. Später wurde er ein Schüler von Professor Franz Metzner, dem Schöpfer des Leipziger Völkerschlachtdenkmals, und arbeitete auch unter Professor Richard Engelmann in Weimar. Karl Trumpf erlangte erstmals öffentliche Anerkennung durch seine Mitwirkung in Ausstellungen der Berliner Sezession und der Akademie der Künste. In einem Artikel der Kunstzeitschrift „Die Kunst für alle“ aus dem Jahre 1926-27 wird sein Schaffen wie folgt gewürdigt:
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Michael Metze12.01.2024.
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Wir wollen in diesen Tagen einen in Vergessenheit geratenen Mann gedenken, Oscar Lassar, dessen Erbe und Einfluss in der Welt der Dermatologie, der öffentlichen Gesundheit und der Gründung von Volksbädern weiterlebt.
In diesem Blogbeitrag erkunden wir Lassars Leben, seine bahnbrechenden Errungenschaften und seinen bleibenden Einfluss auf die Medizin und Gesellschaft sowie sein Einfluss auf die Entwicklung von Volksbädern.
Oscar Lassar hatte am 21.Dezember 2023 seinen 116. Todestag und am 11. Januar 2024 jährte sich sein 175. Geburtstag.
Frühes Leben und Ausbildung
Geboren am 11. Januar 1849 in Hamburg, begann Lassar seine Reise in eine Welt, die er maßgeblich beeinflussen sollte. Nach seinem Studium an verschiedenen Universitäten in Deutschland und seinem Dienst als Offizier im Krieg von 1870, wandte er sich der Dermatologie zu, einem Feld, das damals noch in den Kinderschuhen steckte.
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Michael Metze07.08.2023.
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Oskar Ziethen Wegbereiter und Visionär
Oskar Ziethen, ein Name, der vielen in Lichtenberg bekannt ist, weil ein Krankenhaus seinen Namen trägt. Doch hinter diesem Namen steckt so viel mehr. Friedrich Wilhelm Oskar Ziethen, vollständiger Name, hat eine beeindruckende Geschichte, die eng mit der Entwicklung Lichtenbergs verknüpft ist.
Am 7. August 1858 in Stettin geboren, kam Oskar aus einer Offiziersfamilie. Sein Vater, Friedrich Wilhelm Heinrich Ziethen, war 35 Jahre lang Offizier der Artillerie, und seine Mutter, Agnes Mathilde Ziethen, gehörte einer renommierten Kaufmannsfamilie an. Oskar hatte mehrere Geschwister, von denen der bemerkenswerteste sein Zwillingsbruder Alfred war, der ebenfalls eine militärische Laufbahn einschlug.
Oskars Bildungsweg war beeindruckend. Nachdem er sein Abitur in Anklam abgelegt hatte, begann er ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, sowie der Kameralistik. Er besuchte Universitäten in Freiburg, Leipzig und schließlich Greifswald. Nach seinem Studium trat er kurz in den Justizdienst ein, fand aber seine wahre Berufung im kommunalen Bereich.
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Michael Metze02.02.2023.
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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder und Freunde des Förderverein Stadtbad Lichtenberg e.V.,
es ist mir eine große Freude und Ehre, anlässlich des 10-jährigen Bestehens unseres Fördervereins seit 16.10.2012 und des 95. Jahrestages des Stadtbades Lichtenberg seit 02.02.1928, ein paar Worte an Sie zu richten. Wir feiern heute nicht nur ein Jahrzehnt erfolgreicher Arbeit des Vereins, sondern auch fast ein Jahrhundert Geschichte des Stadtbades, das seit seiner Eröffnung im Jahr 1928 das Leben der Menschen in Lichtenberg und Umgebung bereichert hat.
Das Stadtbad Lichtenberg ist ein bedeutendes Zeugnis der Architektur- und Sozialgeschichte unserer Stadt. Seine Gründung geht auf das große Engagement der damaligen Verantwortlichen zurück, die erkannten, wie wichtig ein öffentliches Bad für das Wohl der Bevölkerung war. Die Architektur des Stadtbades, ein herausragendes Beispiel des expressionistischen Stils, spiegelt die Ästhetik und den Zeitgeist der späten 1920er Jahre wider.
Seit seiner Gründung im Jahr 2012 hat sich der Förderverein Stadtbad Lichtenberg e.V. unermüdlich dafür eingesetzt, das historische Erbe des Stadtbades zu erhalten, seine Bedeutung in der Öffentlichkeit zu fördern und seine Zukunft zu sichern. Durch unsere langjährige Forschungsarbeit haben wir tiefe Einblicke in die Geschichte des Stadtbades gewonnen, die uns dabei helfen, seine Rolle im sozialen, kulturellen und städtebaulichen Kontext besser zu verstehen.
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Michael Metze23.05.2022.
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Heute jährt sich zum 90. Mal der Todestag des prominenten deutschen Unternehmers, Philanthropen und Kunstmäzens James Simon (1851-1932). Er war ein deutscher Unternehmer in Berlin, Gesprächspartner von Kaiser Wilhelm II., sowie Finanzier und Mitgründer zahlreicher wohltätiger Einrichtungen.
Als eine der bedeutendsten und zugleich zurückhaltendsten Persönlichkeiten Berlins, erfuhr James Simon erst in den vergangenen Jahren eine angemessene Würdigung für sein Mäzenatentum und seine Gründung zahlreicher wohltätiger Einrichtungen.
Er war unter anderem Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Volksbäder im Jahre 1899, gemeinsam mit renommierten Persönlichkeiten seiner Zeit wie Prof. Dr. Rudolf Virchow, Prof. Dr. Robert Koch, Prof. Dr. Oskar Lassar, Prof. Dr. Carl Fränkel, Prof. Dr. August Gärtner, Prof. Dr. Friedrich Renk, Prof. Dr. Max Rubner und Dr. Moritz Pistor.
In dieser Gesellschaft fungierte er sowohl als Vorstandsmitglied als auch als Mitglied im geschäftsführenden Ausschuss. Bereits 1880 initiierte er zusammen mit Oskar Lassar den Bau der ersten Berliner Volksbadeanstalt auf dem Grundstück des heutigen Stadtbades Mitte, wobei er die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellte. Damit gehört James Simon zu den bedeutendsten Mitgründern des Deutschen Badewesens.
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Michael Metze04.06.2019.
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Der Vergleich der uns seit einiger Zeit vorliegenden Zeichnungen mit den aufgefundenen Zeichnungen aus dem Jahr Juli 1919 läßt erkennen, dass im Juli 1919 intensiv an der Planung gearbeitet wurde. Vom Kellerbereich und vom Eingangsbereich liegen uns verschiedene Ausführungszeichnungen aus dem Juli 1919 vor.
Auch ist dem Schriftverkehr zwischen Herrn Samtleben und Herrn Uhlig zu entnehmen, dass im letzten Halbjahr 1919 bis Ende 1920 auf der Baustelle „Volksbadeanstalt Lichtenberg“ wahrscheinlich gearbeitet wurde. Wie dem weiteren Schriftverkehr zu entnehmen ist, hat der Stadtbadleiter von Neu-Köln Herr Samtleben vorgeschlagen eine Besprechung über die weitere Planung des Bades durchzuführen. Diese fand am 23. November 1920 im Bauamt Lichtenberg statt.
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Michael Metze17.05.2019.
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Im Normalfall werden die Bauteile die am tiefsten liegen zuerst gebaut. Betrachtet man den Grundriss und den Schnitt der Planung vom Juli 1919, so liegt der damals geplante Kohlenkeller und die Heizung am tiefsten. Vergleiche mit der heutigen Bauausführung lassen aber keine Übereinstimmungen der Grundrisse erkennen. Sollte mit dem Bau des Stadtbades im 2. Halbjahr des Jahres 1919 begonnen worden sein, dann müßte der Bereich der Heizung und des Kohlenkellers wieder abgerissen worden sein. Wir halten dies eher als unwahrscheinlich.
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Michael Metze01.05.2019.
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Der Haupteingang war ebenerdig und man kam in einen kleinen Innenhof mit einem Springbrunnen. Von dort aus ging es nach Frauen und Männern getrennt in die Schwimmhallen und in die entsprechenden Abteilungen. In diesem Entwurf befand sich zunächst die Frauenschwimmhalle an der Atzpodienstraße und die Männerschwimmhalle an der Hubertusstraße.
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